Sieben gute Gründe, die für ein Holzhaus sprechen …

Wer noch immer der Geschichte „Die drei kleinen Schweinchen“ (1933, Disney-Trickfilmreihe Silly Symphonies), die jedes für sich ihr eigenes Haus bauen – jeweils eines aus Stroh, Holz und Stein – bezüglich der mangelnden Stabilität und Beständigkeit von Stroh- und Holzbauten Glauben schenkt, der irrt sich gewaltig.

So wird oftmals behauptet, dass im Holzbau ein Barackenklima mit Zugerscheinungen vorherrscht. Diesem Vorurteil lässt ist durch sorgfältige Planung und qualitativ hochwertige Ausführung entgegenwirken. Denn der Holzbau genügt höchsten technischen Ansprüchen und wer z.B. in Murau vor einem alten Bauernhof steht, der auf das 16. Jahrhundert zurückgeht und mehrfach umgebaut wurde, dem wird schnell klar, dass Holz ein langlebiges und wertbeständiges Material ist. Bauen mit Holz hat im Alpenraum und in Österreich eine lange Tradition und ist zeitlos. Häuser aus Holz sind werterhaltend, fügen sich in die Landschaft ein und sind einfach auch schön anzusehen.

Holz ist zudem ein vielseitiger Baustoff mit unbegrenzten Gestaltungsmöglichkeiten, aus dem ein komplettes Gebäude gebaut werden kann, von der Tragkonstruktion, den Wänden bzw. Decken, der Fassade, dem Dach, der Dachdeckung, über Fenster, Fenstertüren und Türen, Böden bis hin zur Einrichtung und Möblierung. Daher gibt es eine ganze Reihe von guten Gründen, die für das Bauen mit Holz sprechen.

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Mittlerweile wird mehr als ein Viertel des gesamten Bauvolumens in Österreich in Holzbauweise errichtet. „Als Holzbauten wurden dabei Gebäude definiert, bei denen mehr als 50 % der tragenden Konstruktion aus Holz oder Holzwerkstoffen sind. Der Holzbauanteil verteilt sich dabei zu 53 % auf den Wohnbau (neu errichtete Ein- und Mehrfamilienhäuser sowie Zu- und Umbauten) und zu 47 % auf Nicht-Wohnbauten (Öffentliche Bauten, Gewerbe- und Industriebauten, landwirtschaftliche Zweckbauten).“ (BOKU-Studie 2018 im Auftrag von proHolz)

Vor allem im Bereich des Einfamilienhausbaus ist derzeit eine steigende Nachfrage zu bemerken. Dafür gibt es gute Gründe, die wichtigsten werden hier in Folge erläutert:

1.     Die Nachhaltigkeit von Holz-Kreislauf-Wirtschaft

Holz ist ein natürlich nachwachsender und regionaler Rohstoff mit hervorragenden bautechnischen Eigenschaften.
Bäume nehmen im Zuge der Photosynthese CO2 (Kohlendioxid) aus der Atmosphäre auf und binden dieses langfristig in Form von Kohlenstoff (C) im Holzkörper sowie im Boden und geben Sauerstoff an ihre Umwelt ab. Zudem ist die Wertschöpfungskette komplett geschlossen bzw. liegt die Verwertung von Holz bei 100 Prozent – es entsteht somit eigentlich kein Abfall. Durch die regionale Produktion von Holz als Baustoff kann die benötigte Energiemenge für Herstellung, Transport und Verarbeitung gering gehalten werden.
„Viele Hölzer haben nach ihrem ,ersten Leben‘ als Bauteile im Übrigen noch die Chance, stofflich weiterverwertet zu werden, zum Beispiel als Rohstoff für Platten. Ganz am Ende der Nutzungskette steht für Holz immer auch noch die Möglichkeit der thermischen Verwertung. Bei der Verbrennung wird die gespeicherte Sonnenenergie freigesetzt, zusammen mit Kohlenstoff in der genau gleichen Menge, die für das Wachstum gebraucht wurde. Damit ist Holz ein Rohstoff im perfekten Kreislauf.“ (Triple Wood, Nachhaltige Holzbaukultur im Alpenraum)

2.     Kurze Bauzeit mit dem Baustoff Holz

Prinzipiell ist Holz eines der ältesten verwendeten Baumaterialien und gerade im Alpenraum gibt es eine lange Holzbautradition und dementsprechend kompetente Holzbaufirmen. Bauen mit Holz bedeutet immer eine kurze bzw. verkürzte Bauzeit, da der Vorfertigungsgrad in der Werkstatt sehr hoch ist. Die Bauzeit lässt sich im Vergleich zur klassischen Ziegelmassivbauweise um ein Drittel bis die Hälfte der Zeit verkürzen. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um eine Holzmassivbauweise, u.a. mit Brettschichtholz, handelt oder um eine Ständerwerkkonstruktion. Baufeuchte tritt wie beim Ziegel- bzw. Betonmassivbau nicht auf und damit ist keine Austrockenzeit im Bauablauf zu berücksichtigen. Die Errichtung der Trägerkonstruktion bzw. Außenhülle benötigt meist nur einige Tage. Zudem lässt sich der Bauablauf auch dadurch beschleunigen, dass z.B. Fenster und Fenstertüren, ohne Naturmass zu nehmen, früher bestellt werden können, denn die Holzbauweise ist einerseits flexibler in der Anpassung und andererseits ist die Maßtoleranz geringer.

3.     Wesentliche Vorteile bei Zu- und Anbauten aus Holz

Holz ist im Vergleich zu Ziegel, Beton oder Stahl ein, vom Eigengewicht her, leichter Baustoff, der auch leicht zu bearbeiten und in Form zu bringen ist. Daher wird auch beim Bauen mit Holz von einer Leichtbauweise gesprochen. Das reduzierte Gewicht bei einer Konstruktion ist vor allem bei späteren Umbauarbeiten wie z.B. der Aufstockung von Gebäuden aus statischen Gründen relevant. Diese Leichtbauweise sowie die kurze Bauzeit und der hohe Vorfertigungsgrad sind wesentliche Vorteile, die für die Wahl von Holz für einen Zu- bzw. Anbau oder Aufstockung bei bestehenden Gebäuden sprechen.

4.     Raumklima – gesundes Wohnklima mit Holz

Holz wirkt nachweislich beruhigend, riecht gut und sorgt für ein gesundes Raumklima und angenehme Atmosphäre. Holz ist ein warmer Baustoff, der Feuchtigkeit aufnehmen und abgeben kann und damit für ein natürlich regulierendes Raumklima und für eine optimale Luftfeuchtigkeit sorgt.
Vorausgesetzt man achtet auch bei den anderen eingesetzten Baustoffen, z.B. Oberflächenbehandlung, Dämmstoffen, Wandfarbe etc. auf gute Qualität und ökologische, regionale Materialien. Am besten und nachhaltigsten ist es übrigens, Holzoberflächen entweder einfach zu ölen oder zu wachsen.

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5.     Tragfähigkeit von Holz

Holz hat eine hohe Tragfähigkeit bei geringem Eigengewicht, die durch die industrielle Technologie und Fertigung von u.a. Leimträgern, Brettsperrh olzplatten oder Baubuche noch erhöht werden können. Zusätzlich ermöglichen computerbasierende 3D-Fräsungen immer mehr ausgefeilte Holzverbindungen, die – beeinflusst von der traditionellen japanischen Handwerkskunst – komplett auf Schraub- und Nagelverbindungen verzichten, wie z.B. ein Bürogebäude in Zürich vom Architekten Shigeru Ban zeigt.

Dadurch können mittlerweile neben Einfamilienhäusern auch Produktionshallen mit hohen Spannweiten und Hochhäuser (Wohn- und Büronutzung) wie z.B. das Hoho vom Architekten Rüdiger Lainer in Wien mit 24 Geschoßen und 84 Metern Höhe in Holz gebaut werden. Der modernen Architektur in Holz sind damit kaum mehr Grenzen gesetzt.

Tipp
Bauen mit Holz ist zwar nicht billiger als der konventionelle Ziegelmassivbau, aber er birgt auch Einsparungspotenzial, das bislang noch zu wenig Berücksichtigung findet. U.a. können Fundamente kleiner bzw. schwächer dimensioniert werden (falls kein Kellergeschoß vorgesehen ist) und damit lässt sich Material (vorwiegend Beton) und Geld sparen. steppe architekten

6.     Brandbeständigkeit von Holz

Beim Brandschutz geht es in erster Linie darum, dass die Konstruktion ihre Tragfähigkeit so lange erhält, bis alle Personen und Lebewesen im Falle eines Brandes aus dem Gebäude gerettet werden können. Dementsprechend erhöht sich die Anforderung nach Größe und Nutzung des Gebäudes.

Das Brandverhalten von Holz ist mittlerweile, dank zahlreicher Forschungsprojekte und 1:1-Versuche, gut berechenbar und kontrollierbar, denn Holz brennt langsam ab und unter der verkohlten Schicht bleibt es lange tragfähig. Holz ist damit genauso sicher wie andere Baustoffe – dafür sorgen auch die strengen österreichischen Baubestimmungen u.a. in der OIB-Richtlinie 2 und den TRVB-Richtlinien, die zusammen mit Experten, u.a. unter Einbindung der Feuerwehr, entwickelt wurden.

„Dass Holzbauteile den entsprechenden Feuerwiderstand aufweisen, wurde von der Holzwirtschaft in laufender Forschungsarbeit und mit zahlreichen Brandversuchen nachgewiesen. 1990 konnten in Österreich erstmals Holzkonstruktionen auf einen Feuerwiderstand von 90 Minuten geprüft werden.“ („Holz ist genial“ von proHolz)

7.     Holz als idealer Wärmeschutz mit Energieeinsparung

Holz gibt Wärme im Vergleich zu Metall schlechter weiter, die Holzoberfläche fühlt sich im Vergleich zu Metall warm an. Holz hat daher eine vergleichsweise geringe Wärmeleitfähigkeit, gilt als „träger Wärmeleiter“ und ist dafür ein guter Wärmedämmer. Dies liegt an der Beschaffenheit des Holzes, dessen kleinteilige Zellstruktur im getrockneten Zustand luftgefüllt ist. Daher weist bereits Massivholz einen sehr guten Wärmedämmwert auf, der durch den Wärmedurchgangskoeffizienten, den sogenannten U-Wert, angegeben wird. Dieser Wert gibt an, wie viel Wärme durch einen Gegenstand, einen Baustoff bzw. durch einen Wand-, Dach- und Bodenaufbau nach außen strömt. Je niedriger der U-Wert, desto besser ist die Wärmedämmung. Dieser Wert variiert aufgrund des Gewichts, der so genannten Rohdichte des Holzes. So weist das leichtere Kiefer- und Fichtenholz bei 20 cm Materialstärke einen U-Wert von 0,13 W/(m²·K) auf, während Eichenholz „nur“ einen U-Wert von 0,2 W/(m²·K) hat. Mehr unter proHolz Austria.

Holz ist damit im Winter und Sommer ein idealer Wärmeschutz, der Temperaturschwankungen bzw. hohe Temperaturunterschiede nur verzögert an die Raumumgebung abgibt.

Tipp
Durch Geringhaltung der Wärmeverluste und gute Wärmedämmung spart man dauerhaft Energie. steppe architekten

Es gibt also viele gute Gründe, die für ein Haus aus Holz sprechen. Wenn Sie interessiert sind, ein "Architektenholzhaus" zu bauen, kontaktieren Sie uns einfach hier.


Autor: Petra Kickenweitz • steppe architekten
Illustration: Jacqueline Kaulferschcardamom 


Erstveröffentlichung Oktober 2021