"Barrierefrei Bauen - Altersgerechtes, barrierefreies und gesundes Wohnen"

Im folgenden Artikel, dessen Inhalt auf einen Vortrag zum Gesundheitstag in der Gemeide Nestelbach zurück geht, werden drei Themen behandelt, die zunehmend an Bedeutung im Diskurs, rund um das Thema "Wie wollen wir künftig wohnen" gewinnen.

Altersgerechtes Wohnen

Die demographische Zusammensetzung unserer Gesellschaft befindet sich im Wandel. Die Bevölkerung in Österreich wird 2030 die 9-Millionen-Marke erreichen. Davon werden bereits 25 % der Bevölkerung über 65 Jahre alt sein. Gleichzeitig wird der Anteil an Einpersonenhaushalten lt. Statistik Austria um rund 15 % zunehmen. Der Grund hierfür sind die Alterung der Bevölkerung, die Trennung von Paaren und die zunehmende Individualisierung.

Das bedeutet, dass wir uns stärker mit unserer gegenwärtigen und vor allem zukünftigen Wohnsituation auseinandersetzen sollten und mehr auf ein unterstützendes Wohnumfeld bei der Wahl unseres Wohnortes achten sollten.

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Abb.: steppe architekten

Generell sollte in diesem Zusammenhang nicht von "altersgerecht", sondern von
"alternsgerecht“ gesprochen werden. Denn je nach Alter – Kinder, Jugendliche, Erwerbstätige, Pensionisten, Senioren – hat der Mensch unterschiedliche Ansprüche an seine Umgebung. Zudem können körperliche Einschränkungen, z.B. durch Unfall und Krankheit, jeden in jedem Alter treffen.

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Abb.: steppe architekten

Einer der wichtigsten Kriterien ist die Wahl des Wohnortes und die damit verbundene Erreichbarkeit der sogenannten Nachversorgungseinrichtungen wie Lebensmittelhändler, Post, Bank, Schulen und Kita, Ärzte, Gastronomie, Kultureinrichtungen (Kino, Vereinsraum etc.) sowie öffentliche Verkehrsmittel und in Folge die Erreichbarkeit des Arbeitsplatzes.
Diese im Idealfall fußläufige Erreichbarkeit wird meistens bei der Grundstückssuche kaum beachtet. Sie ist aber gerade für Kinder, Ältere und körperlich eingeschränkte Personen für den Erhalt der Selbständigkeit besonders ausschlaggebend. Daher sollte man bei der Grundstückswahl insbesondere auf die Anbindung bzw. Nähe zu einem Ortskern achten.


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Abb.: steppe architekten 

Neben der eigenen sozialen Kompetenz und Bereitschaft, sich im nachbarschaftlichen sozialen Leben einer Gemeinde, eines Stadtteils oder Quartiers einzubringen ist auch die Kommune gefordert, Initiativen und Projekte zu unterstützen. Durch raumplanerische und bauliche Maßnahmen kann die Gemeinde, aber auch der einzelne Bauherr / Grundstücksbesitzer, u.a. durch die Schaffung von öffentlichen Frei- und Grünflächen sowie Gemeinschaftsflächen, Mischnutzungen in Gebäude, Leerstand und Lücken Aktivierung etc. einen Beitrag zum lebenswerten gemeinschaftlichen und nachbarschaftlichen Umfeld leisten.


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Abb.: steppe architekten

Neben einer funktionierenden unterstützenden Nachbarschaft in einer Siedlung und in einem Quartier entstehen immer mehr Umbau- bzw. Neubau-Projekte mit dem Konzept einer generationenübergreifenden Hausgemeinschaft oder Wohngemeinschaft. In solchen Projekten entstehen durch die optimierte Planung großzügige Gemeinschaftsflächen mit Wohnraum und Küche, aber auch Sauna, Schwimmbad, anmietbaren Büros und Werkstätten. Diese Mischnutzung fördert die gegenseitige Unterstützungsbereitschaft und sorgt dafür, dass vor allem ältere Personen länger selbstständig in ihrer eigenen Wohnung leben können

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Abb.: steppe architekten

In diesem Zusammenhang wird es immer wichtiger, bei der Gebäudesanierung genauso wie im Neubau nicht nur auf die Barrierefreiheit zu achten, sondern ganzheitliche zukunftsfähige Wohnkonzepte zu entwickeln.


Nachhaltigkeit bedeutet dabei auch vorrausschauendes Planen. Das Haus für eine Familie mit drei Kindern kann durch einen flexiblen Grundriss zu einem späteren Zeitpunkt, wenn die Kinder ausgezogen sind, in zwei Wohneinheiten geteilt werden.



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Abb. / Plan: steppe architekten

Barrierefreies Wohnen

Barrierefreies Wohnen bezeichnet nicht das "alters- oder behindertengerechte" Wohnen, sondern viel mehr: Es sorgt dafür, dass zum Beispiel Kinder die Türklingel und Lichtschalter erreichen, ausreichend Abstellflächen für Kinderwägen, Räder und Gehhilfen vorhanden sind, dass Gänge und Wege ausreichend beleuchtet und Gebäude und Räume schwellenlos erreichbar sind.
Die Nachrüstbarkeit von u.a. Treppenliften und das barrierefreie Bad sind mittlerweile Standard im Mehrgeschosswohnbau, während allerdings im Einfamilienhaus all diese Punkte noch kaum berücksichtigt werden.


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Gesundes Wohnen

Baubiologie und Bauökologie prägen das gesunde Wohnen, was mit den Begriffen biologisch, nachhaltig, natur- und lebensbezogen, human, sozial, organisch, qualitativ, kulturell und ganzheitlich verbunden ist.
Dabei wird, neben umweltfreundlichen nachhaltigen Baustoffe und Bauweisen, Haustechnik, Bauphysik und Raumklima, auch die Umwelt, also die Umgebung und der Wohnort, in die Planung mit einbezogen. Dazu gibt es 25 konkrete Kriterien bzw. Leitlinien der Baubiologie, die es bei einer Planung zu optimieren und zu berücksichtigen gilt, um ein gesundes Wohnumfeld zu schaffen.
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Abb.: steppe architekten

Gesundes Wohnen bedeutet dabei nicht automatisch neu zu bauen - oftmals ist die Sanierung eines Gebäudes nachhaltiger, ressourcen- und flächenschonender.

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Abb. / Plan: steppe architekten

Eine in diesem Sinne, "altersgerechte, barrrierefreie und gesunde" vorausschauende nachhaltige und ökologische Planung ist Maßarbeit und sollte durch eine/n erfahren PlanerIn bzw. ArchitektIn erfolgen.
Wenn du diese Punkte in deinem Bauvorhaben berücksichtigen möchtest, melde dich doch einfach bei mir und wir vereinbaren ein unverbindliches Gespräch.


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Dieser Beitrag ist eine Zusammenfassung des Vortrags über "Altersgerechtes, barrierefreies und gesundes Wohnen" von Petra Kickenweitz Architekturbüro /steppe architekten im Rahmen des Gesundheitstages Nestelbach am 6. April 2019.

Autor: Petra Kickenweitz • steppe architekten
Illustration: Jacqueline Kaulferschcardamom 

Erstveröffentlichung August 2019