Architekturvermittlung mit Kindern und Jugendlichen

Das Projekt ist nicht nur eine Anspielung auf den Roman von Harriet Beecher Stowe „Onkel Tom’s Hütte“, sondern hat auch einen soziokulturellen Hintergrund. Denn 96 % der Kinder dieser Schule haben Deutsch nicht als Erstsprache und die Schule kämpft um gute Lebenschancen für diese Kinder. Bei dem Projekt ging es um die Vermittlung von „abstrakten“ Zusammenhängen bei der Architekturproduktion auf mehreren Ebenen (Entwurf/Ausarbeitung/Produktion) sowie darum, bei den Kindern das Bewusstsein zu schaffen, dass aktives Gestalten am eigenen, halböffentlichen und öffentlichen Raum möglich ist und Spaß macht. Ziel war eine Sensibilisierung und Schulung des Raumempfindens sowie den Kindern durch die partizipatorische Gestaltung ein Selbstwertgefühl in ihre Fähigkeiten zu geben und ihre Teamfähigkeit zu schulen.
Zusätzlich wurden auch die konjunktiven Fähigkeiten der Kinder geschärft. Durch den Bau der HÜTTE wurde ihr Traum nach einem eigenen gebauten „Baumhaus“ erfüllt und spielerisch der Umgang mit richtigem Werkzeug erlernt sowie ihre mathematische, handwerkerische und räumliche Vorstellungskraft geschult.

In Anlehnung an die beiden Computerspiele „tetris“ und „pacman“ wurde der reale bestehende öffentliche Raum mit unterschiedlichen Aufgabenstellungen durch Kinder bespielt und in seiner Wirkung verändert. Passanten wurden hierbei durch Nutzungsirritation – das normale Durchqueren des öffentlichen Raumes war nicht mehr möglich – in den Prozess mit eingebunden.

Beide Prozesse wurden photographisch durch Gegenüberstellung von „vorher" und „nachher" dokumentiert und mit den Kindern reflektiert.

Das Projekt „Conexion – Brücken schlagen“ wurde gemeinsam mit den Pädagoginnen Barbara Gaar-Zettl und Birgit Remele (Stöger) sowie den SchülerInnen der 2c Klasse (ca. 11-12 Jahre) der BG/BRG Bruck und der Behindertenbetreuungseinrichtung Pius-Institut mit dem Betreuer Volker Kretschmer und seinen jugendlichen und erwachsenen KlientInnen im Stadtraum von Bruck an der Mur durchgeführt. Ziel des Projekts war es, in zweierlei Hinsicht eine neue „Brücke zu schlagen“: Einerseits städtebaulich, räumlich und damit architektonisch die Verbindung zur Stadt, hin zum Pius-Institut neu zu definieren bzw. aufzuwerten. Andererseits sollte eine soziale Annäherung zum Pius-Institut in die Wege geleitet und damit konkret am Abbau der sozialen gesellschaftlichen Barrieren gearbeitet werden.

Die Schülerinnen und Schüler der Volksschule Mariagrün haben im Zuge der Neuplanung der Volkschule (Architekturbüro Berktold Kalb, Dornbirn) mit „Fredericks Box“ experimentiert. Die Kinder stellten in Workshops Farbmuster her, entwickelten Farbklänge und Farbharmonien. Die Box – entwickelt und zur Verfügung gestellt wird das System Matador XXL von der Firma Mayr-Melnhof – wurde von den Kindern aufgebaut und mit ausgewählten Farbkompositionen ausgekleidet. So entstand ein Experimentierfeld für verschiedenste Raumsituationen.

Um die Wirkung der Farbkombination zu erfassen, haben einige Kinder einen Fragebogen erstellt. Die Ergebnisse waren Grundlage für das vorgeschlagene Farbkonzept im Neubau der VS Mariagrün, das den Architekten und Projektverantwortlichen im Rahmen der Architekturtage 2012 präsentiert wurde und in die Realisierung der Schule mit eingeflossen ist. „Das Projekt zeigt, dass Kinder ein tolles Farbgefühl haben und ihre Einbeziehung in den Planungsprozess zu qualitativ hochwertigen Ergebnissen führt“, betont Herbert Just, Abteilungsvorstand des Stadtschulamtes in Graz.